Forum für die Internationalistische Kommunistische Linke
Das Ziel dieser Artikelreihe ist es um so klar wie möglich die folgenden Punkte zu erläutern:
1. Die Dynamiken und die Widersprüche des Kapitalismus;
2. Die allgemeine Phase der Überlebtheit des Kapitalismus;
3. Das Zwischenspiel der dreißig glorreichen Jahre;
4. Die Wiederkehr der Krisen, und insbesondere die Rezession von 2008-2009.
Im ersten Teil behandeln wir die Dynamiken und Widersprüche des Kapitalismus auf der Grundlage der Marxschen Analyse der kapitalistischen Produktionsweise. Der zweite Teil legt den allgemeinen Rahmen der Phase der Überlebtheit des Kapitalismus dar. Er entwickelt die Grundlagen der Nachkriegsprosperität um die Wiederkehr der Krisen seit dem Ende der 1960er Jahre, und insbesondere die Ursprünge und den Charakter der heutigen Rezession zu erklären.
Die Lektüre wird begünstigt durch Kenntnis der wichtigsten Konzepte der marxistischen Kritik der politischen Ökonomie. Dem in dieser Materie wenig bewanderten Leser raten wir um den mehr ‘technischen’ ersten Teil zu überspringen, und zuerst mit dem zweiten Teil anzufangen. Er wird danach auf den ersten Teil zurückgreifen können, um dort die notwendigen Erklärungen der Wirtschaftsmechanismen zu finden. Einige nützliche Erläuterungen sind in Fußnoten aufgenommen. Die zahlreichen Verweisungen auf Marx sollen den Leitfaden unserer Analyse aufzeigen. Wir haben uns darum bemüht sie jedes Mal an Hand von realen statistischen Daten zu überprüfen.
Dynamiken und Widersprüche des Kapitalismus
Nach Marx gibt es mehrere Wurzeln der Überproduktionskrisen. [1] Die zwei wichtigsten Ursachen, die er am ausführlichsten analysiert, und die auch in der Praxis die effektivsten sind, sind der tendenzielle Fall der Profitrate und die Gesetze der Umverteilung der Mehrarbeit die eine mangelhafte Nachfrage erzeugen : „Es ist die unbedingte Entwicklung der Produktivkräfte und daher die Massenproduktion auf Grundlage der in den Kreis der necessaries eingeschloßnen Produzentenmasse einerseits, der Schranke durch den Profit der Kapitalisten anderseits, die die Grundlage der modernen Überproduktion [bilden].“ [2]
Er drückt hier jenen doppelten Zwang dem der Kapitalismus fortwährend ausgesetzt ist sehr klar aus: einerseits ist er dem Zwang ausgesetzt um genügend rentabel zu produzieren – das heißt um genügend Mehrarbeit zu extrahieren im Verhältnis zum investierten Kapital – und andererseits dem Zwang um diese Mehrarbeit auf dem Markt zu realisieren. [3] So wie die eine oder die andere dieser beiden unverzichtbaren Etappen des Akkumulationskreislaufs, ganz oder teilweise, ausfällt ist der Kapitalismus mit Überproduktionskrisen konfrontiert: sei es wegen „der Schranke durch den Profit der Kapitalisten“ (Der Fall der Profitrate) , oder durch die Unzulänglichkeit der Märkte in Folge der ‘Eingeschlossenheit der Produzentenmasse in den Kreis der necessaries’ im Verhältnis zur ‘unbedingten Entwicklung der Produktivkräfte’ (die Gesetze der Umverteilung der Mehrarbeit die eine mangelhafte Nachfrage erzeugen). Wir werden zunächst die theoretischen und empirischen Grundlagen dieser doppelten Determinierung der Krisen im Rahmen der erweiterten Reproduktion des Kapitals analysieren.
I. Interne Quellen und Grenzen des Kapitalismus
1) Die Quellen der erweiterten Reproduktion
Wie alle anderen Ausbeutungsgesellschaften artikuliert sich der Kapitalismus um die Aneignung der Mehrarbeit. [4] Diese dreht sich jedoch nicht länger ausschließlich um die Befriedigung der herrschenden Klassen, sondern umfaßt eine innere und permanente Dynamik der Erweiterung der Stufenleiter der Produktion, welche die einfache Reproduktion bei Weitem übertrifft. [5] Diese Erweiterung erzeugt eine wachsende gesellschaftliche Nachfrage durch die Einstellung neuer Arbeiter und die Neuinvestierung in zusätzliche Produktions- und Konsumtionsmittel: „Diese Grenzen der Konsumtion werden erweitert durch die Anspannung des Reproduktionsprozesses selbst; einerseits vermehrt sie den Verzehr von Revenue durch Arbeiter und Kapitalisten, andrerseits ist sie identisch mit Anspannung der produktiven Konsumtion.“ [6] Diese erweiterte Reproduktion drängt sich dem System als ein Überlebenszwang auf: Jedes brachliegende Kapital entwertet und wird aus dem Markt gedrungen. [7] Durch seine innere Dynamik der Erweiterung erzeugt der Kapitalismus die gesellschaftliche Nachfrage die an der Quelle der Entwicklung seines eigenen Marktes steht. Die inneren Widersprüche zu dieser Erweiterung erzeugen periodische Überproduktionskrisen, die sich in einer mangelhaft zahlungskräftigen Nachfrage im Verhältnis zur Entwicklung der Produktion ausdrücken. Wir untersuchen diese Mechanismen jetzt näher.
2) Überakkumulationskrisen und Profitmangel
Die Dynamik der Erweiterung erzeugt Produktivitätssteigerungen die eine Verringerung des Wertes der Waren (und damit Preissenkungen) die in die erweiterte Reproduktion einfließen zur Folge haben: „Vermehrt sich die Produktivität der Industrie, so fällt der Preis der einzelnen Ware. (...) Das aus der Natur der kapitalistischen Produktionsweise hervorgehende Phänomen, daß bei wachsender Produktivität der Arbeit der Preis der einzelnen Ware oder eines gegebnen Warenquotums sinkt (...)“ [8]
Diese Produktivitätszuwächse tragen mächtig dazu bei das Wachstum der Profitrate zu unterstützen: „Abstrakt betrachtet, kann beim Fall des Preises der einzelnen Ware infolge vermehrter Produktivkraft, und bei daher gleichzeitiger Vermehrung der Anzahl dieser wohlfeilern Waren, die Profitrate dieselbe bleiben , z.B. wenn die Vermehrung der Produktivkraft gleichmäßig und gleichzeitig auf alle Bestandteile der Waren wirkte, so daß der Gesamtpreis der Ware in demselben Verhältnis fiele, wie sich die Produktivität der Arbeit vermehrte, und andrerseits das gegenseitige Verhältnis der verschiednen Preisbestandteile der Ware dasselbe bliebe. Steigen könnte die Profitrate sogar , wenn mit der Erhöhung der Rate des Mehrwerts eine bedeutende Wertverminderung der Elemente des konstanten und namentlich des fixen Kapitals verbunden wäre [in Folge der Produktivitätszuwächse]. [9]
Im Grunde führt der Einsatz einer immer größeren Anzahl von Maschinen in den Unternehmen nicht automatisch zu einer wertmäßigen Erschwerung der organischen Zusammensetzung, denn mit den Produktivitätszuwächsen verringert sich der Wert dieser Maschinen: [10] „Die Entwicklung die auf die Vergrößerung des konstanten Kapitals im Vergleich zum variablen Kapital drängt neigt dazu, durch die zunehmende Arbeitsproduktivität, den Wert seiner konstituierenden Elemente zu verringern, und zu verhindern daß sein absoluter Wert genau so schnell wächst wie seine materielle Bedeutung. Es kann sogar vorkommen daß die Masse der Elemente des konstanten Kapitals anwächst während ihr Wert unverändert bleibt, oder gar vermindert .“ [11]
In Wirklichkeit entsteht eine Erschwerung des Kapitals nur ab dem Moment wo der Vorteil der aus den Produktivitätssteigerungen erwächst nicht länger ausreicht um die Kosten der neuen Maschinen zu kompensieren. Nur wenn die Effizienz der Produktivitätssteigerungen in Bezug auf ihre Kosten abnimmt kehrt die Tendenz der Profitrate sich um. Dann kosten die neuen Maschinen mehr als sie durch Produktivitätssteigerung an Gewinn einbringen. Aus einer tendenziellen Senkung der Profitrate wird eine effektive da die Produktivitätssteigerungen nicht mehr im Verhältnis stehen zu den benötigten Investitionen für ihre Realisierung.
Diese Senkung der Profitrate steigert die Konkurrenz um so mehr da die am wenigsten produktiven Kapitalisten als erste eliminiert werden: „(...) so ruft der Fall der Profitrate den Konkurrenzkampf unter den Kapitalen hervor, nicht umgekehrt.“ [12] Der Senkung der Rentabilität der Investitionen zum Trotz verpflichtet die Konkurrenz jedoch jeden Unternehmer weiter zu investieren um zu überleben. Darum geht die Überakkumulation immer Hand in Hand mit dem Mangel an Profite, dies sind zwei Seiten derselben Medaille. Daraus ergeben sich die Überproduktionskrisen durch Profitmangel und Überakkumulation. Beide Phänomene erzeugen einen effektiven Fall der Profitrate, dadurch auch der Investitionen, und letztendlich der Wirtschaftlichen Aktivität.
3) Eine erweiterte Reproduktion mit zyklischem Charakter
Diese Ausbreitungsdynamik in der Reproduktion des Kapitals nimmt die Form einer Abfolge von ungefähr zehnjährigen Zyklen an, in denen die periodische Erschwerung des angewandten fixen Kapitals regelmäßig die Profitrate verringert und Krisen hervorruft: „In demselben Maße also, worin sich mit der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise der Wertumfang und die Lebensdauer des angewandten fixen Kapitals entwickelt, entwickelt sich das Leben der Industrie und des industriellen Kapitals in jeder besondren Anlage zu einem vieljährigen, sage im Durchschnitt zehnjährigen. (...) Zyklus (...) Durch diesen eine Reihe von Jahren umfassenden Zyklus von zusammenhängenden Umschlägen, in welchen das Kapital durch seinen fixen Bestandteil gebannt ist, ergibt sich eine materielle Grundlage der periodischen Krisen (...).“ [13]
Während jeder dieser Krisen schaffen Bankrotte und Wertminderungen von Kapitalen die Bedingungen für einen neuen Aufschwung, der die Märkte und das produktive Potential erweitert: „Die Krisen sind immer nur momentane gewaltsame Lösungen der vorhandnen Widersprüche, gewaltsame Eruptionen, die das gestörte Gleichgewicht für den Augenblick wiederherstellen (...) Die eingetretne Stockung der Produktion hätte eine spätere Erweiterung der Produktion – innerhalb der kapitalistischen Grenzen – vorbereitet. Und so würde der Zirkel von neuem durchlaufen. Ein Teil des Kapitals, das durch Funktionsstockung entwertet war, würde seinen alten Wert wiedergewinnen. Im übrigen würde mit erweiterten Produktionsbedingungen, mit einem erweitertem Markt und mit erhöhter Produktivkraft derselbe fehlerhafte Kreislauf wieder durchgemacht werden.“ [14]
In mehr als zwei Jahrhunderten fand die kapitalistische Akkumulation im Rhythmus von etwa dreißig Zyklen und Krisen statt. Marx hatte zeit seines Lebens schon sieben davon identifiziert, die Dritte Internationale sechzehn [15], und die Organisationen zu ihrer Linken haben dieses Bild in der Zeit zwischen den zwei Weltkriegen vervollständigt. [16] Für die Periode nach dem Zweiten Weltkrieg zeigt die Grafik ein kleines Dutzend auf- und absteigende Zyklen der Profitrate, das in jedem Einzelfall von einer Krise (Rezession) bekräftigt wurde. Das ist die materielle und immer wiederkehrende Basis der Überproduktionskrisen durch Überakkumulation und Profitmangel.
Grafik Nr. 1: USA (1948 -2007): dreimonatige Profitrate und Rezessionen. [17]
4) Krisen die aus einer mangelhaften Nachfrage entstehen
„In dem Wesen der kapitalistischen Produktion liegt also Produktion ohne Rücksicht auf die Schranke des Markts.“ [18] oder, nach der einfallsreichen Formel von Engels: „Während die Produktivkraft in geometrischer Reihe wächst, schreitet die Ausdehnung der Märkte bestenfalls in in einer arithmetischen Reihe fort.“ [19] Es gibt viele Gründe die ein Zusammenschrumpfen der Nachfrage im Verhältnis zur Produktion, beziehungsweise eine “Produktion ohne Rücksicht auf die Schranke des Markts“ erzeugen können.
Wie wir gesehen haben, war das schon der Fall mit Überproduktionskrisen die durch Überakkumulation und Profitmangel erzeugt werden. Im Grunde laufen diese auf eine Beschränkung der effektiven Nachfrage hinaus in Folge der Verlangsamung der Wirtschaftsaktivität: Rückgang der Investitionen und der Akkumulation in Folge des Mangels an Profite, Bankrott von Unternehmen die die Durchschnittsprofitrate zu weit unterschreiten, und so weiter.
Dieses kann jedoch auch aus zwei anderen Gründen der Fall sein, die ausführlich von Marx analysiert worden sind: das Schrumpfen der lohnbedingten Konsumtion und die Disproportionalität zwischen den Produktionszweigen. Diese drei großen Krisenfaktoren (Investitionen, Löhne und sektorale Disproportionalität) entwickelt Marx in seiner Darstellung des Abschlusses des Akkumulationskreislaufs.
5) Der Akkumulationskreislauf
Der Kreislauf der Akkumulation ist ein Stück in zwei Akten: der erste Akt besteht in der Abpressung eines Maximums an Mehrarbeit mittels der Produktion von Waren, der zweite besteht im Verkauf dieser Waren um den Mehrwert von seiner materiellen Form in Geldprofit umzuwandeln, der Wiederinvestitionen ermöglicht.
Im Grunde bildet die Abpressung eines Maximums an Mehrarbeit, die in materieller Form (als Mehrwert) in einer wachsenden Warenmenge kristallisiert ist, das Ziel dessen, was Marx den „ersten Akt des kapitalistischen Produktionsprozesses“ nennt. Diese Waren müssen anschließend verkauft werden, um diesen Mehrwert in Profit in Geldform umzuwandeln der aufs neue investiert werden kann: Dies ist „der zweite Akt des Prozesses.“ Jeder dieser beiden Akte enthält seine eigenen Widersprüche und Schranken: Obwohl sie sich gegenseitig beeinflussen, wird der erste Akt vor allem durch die Profitrate angetrieben, während der zweite Akt eine Funktion der verschiedenen Tendenzen ist welche die Märkte einschränken. [20]
Diese beiden Einschränkungen erzeugen periodisch eine effektive Nachfrage die nicht auf der Höhe der Produktion steht: „Die Überproduktion speziell hat das allgemeine Produktionsgesetz des Kapitals zur Bedingung, zu produzieren im Maß der Produktivkräfte (d.h. der Möglichkeit, mit gegebner Masse Kapital größtmöglichste Masse Arbeit auszubeuten) ohne Rücksicht auf die vorhandnen Schranken des Markts oder der zahlungsfähigen Bedürfnisse...." [21] Diese Mangelhaftigkeit der zahlungsfähigen Nachfrage, die Überproduktionskrisen erzeugt, rührt an erster Stelle von den folgenden drei Faktoren her:
a) Die Konsumtion von Lohneinkommen: Die Konsumtionskapazitäten der Gesellschaft sind beschränkt durch die antagonistischen Umverteilungsverhältnisse der Mehrarbeit (Klassenkampf): „Der letzte Grund aller wirklichen Krisen bleibt immer die Armut und Konsumtionsbeschränkung der Massen gegenüber dem Trieb der kapitalistischen Produktion, die Produktivkräfte so zu entwickeln, als ob nur die absolute Konsumtionsfähigkeit der Gesellschaft ihre Grenze bilde.” [22] Eine Verminderung des Lohnteils beschränkt die endgültige Nachfrage, was eine Überproduktionskrise heraufbeschwört.
b) Die Investitionen: In einem bestimmten Moment zieht der Mangel an extrahiertem Mehrwert im Verhältnis zum investierten Kapital, in Folge des Falls der Profitrate, eine Abbremsung der Investitionen und der Einstellungen von neuen Arbeitskräften nach sich: “Die Schranke der kapitalistischen Produktionsweise tritt hervor: 1. Darin, daß die Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit im Fall der Profitrate ein Gesetz erzeugt, das ihrer eignen Entwicklung auf einen gewissen Punkt feindlichst gegenübertritt und daher beständig durch Krisen überwunden werden muß.” [23] Eine Einschränkung der produktiven Nachfrage der Kapitalisten trägt also direkt zur Entstehung von Krisen bei.
c) Die Disproportionalität: Die Nichteinhaltung der Proportionalität zwischen den Produktionszweigen erzeugt eine Unvollständigkeit in der Realisierung des Gesamtprodukts und trägt zur Entstehung von Überproduktionskrisen bei. [24]
Das sind die drei wesentlichen Ursachen, die dem puren Kapitalismus innewohnen, die an der Quelle der Einschränkung der effektiven Nachfrage stehen, die wiederum die Basis der Überproduktionskrisen bildet.
Wie Marx betont wird die Umwandlung des Mehrwerts in Profit sowohl durch den Zirkulationsprozeß wie durch den Produktionsprozeß bestimmt. Im Grunde resultiert dieser Mangel an effektiver zahlungsfähiger Nachfrage ebenso aus dem Produktionsprozeß selbst (der “erste Akt” des erweiterten Reproduktionsprozesses), das heißt aus einer Abnahme der Investitionen durch die Kapitalisten, wie aus dem Zirkulationsprozeß (der “zweite Akt” des erweiterten Reproduktionsprozesses), das heißt aus einer Verringerung der lohnbedingten Nachfrage. Obgleich sie in einigen Aspekten mit einander verbunden sind, sind diese beiden wichtigsten Bestimmungen der Quelle der Überproduktionskrisen grundsätzlich von einander unabhängig.
6) Unabhängigkeit und Zeitabläufe die der Produktion und der Zirkulation eigen sind
Obgleich das Niveau der Profitrate und sein sich wiederholender Fall die Umverteilung des Mehrwerts beeinflussen (und umgekehrt) besteht Marx darauf daß diese beide Wurzeln grundsätzlich „ unabhängig“ , „theoretisch nicht verbunden“ , „nicht identisch“ sind. [25] Warum? Ganz einfach weil die Produktion von Profit und die Märkte im Grunde unterschiedlich bedingt sind. Das ist der Grund warum Marx jede monokausale Erklärung der Krisen kategorisch ablehnt. Es ist also theoretisch falsch um die Entwicklung der Profitrate strikt aus der Bedeutung der Märkte abzuleiten und umgekehrt.
Hieraus folgt daß die Zeitabläufe dieser beiden Wurzeln notwendigerweise unterschiedlich sind. Der erste Widerspruch (die Profitrate) hat seine Wurzeln in den Notwendigkeiten das konstante Kapital zu vermehren auf Kosten des variablen Kapitals, sein Rhythmus ist also wesentlich den Rotationszyklen des fixen Kapitals angebunden. Der zweite Widerspruch (die Gesetze der Umverteilung der Mehrarbeit: die „antagonistischen Distributionsverhältnisse“ – Marx ) hat einen Rhythmus der durch das Kräfteverhältnis zwischen den Klassen bestimmt wird, das sich über viel größere Zeiträume erstreckt. [26] Wenn diese zwei Zeitabläufe sich mit einander verbinden (der Akkumulationsprozeß beeinflußt das Kräfteverhältnis zwischen den Klassen und umgekehrt) so sind sie dennoch wesentlich “ nicht identisch” , “theoretisch nicht verbunden” , von einander “unabhängig” , denn der Klassenkampf ist nicht strikt gebunden an die zehnjährigen Zyklen, und diese sind wiederum nicht an die Verhältnisse zwischen den Klassen gebunden.
II. Der Kapitalismus und seine äußere Sphäre
Die Dynamik der fortwährenden Ausbreitung hat zur Folge daß der Kapitalismus einen durch und durch expansiven Charakter trägt: „Der Markt muß daher ständig ausgedehnt werden, so daß seine Zusammenhänge und die sie regelnden Bedingungen immer mehr die Gestalt eines von den Produzenten unabhängigen Naturgesetzes annehmen, immer unkontrollierbarer werden. Der innere Widerspruch sucht sich auszugleichen durch Ausdehnung des äußern Feldes der Produktion. Je mehr sich aber die Produktivkraft entwickelt, um so mehr gerät sie in Widerstreit mit der engen Basis , worauf die Konsumtionsverhältnisse beruhen.“ [27] Bei allen Dynamiken und Grenzen des Kapitalismus die Marx entwickelt hat, abstrahierte er von den Verhältnissen mit seiner äußeren (nicht-kapitalistischen) Sphäre. Wir müssen jetzt also verstehen welcher Platz und welche Bedeutung dieser Umgebung im Laufe der Entwicklung des Kapitalismus zukommt. Der Kapitalismus ist unter feudalen Gesellschaftsverhältnissen geboren worden und hat sich zuerst in ihrem Rahmen und danach unter merkantilen Verhältnissen entwickelt. Er konnte mit diesen Verhältnissen nur wichtige Beziehungen herstellen um die notwendigen materiellen Mittel für seine Akkumulation zu erlangen (Einfuhr von kostbaren Metallen, Raub, usw.); um sie als Profitquelle (Zueignung von Mehrarbeit von außer-kapitalistischen Produzenten), als Absatzgebiet seiner Waren (Verkäufe, transatlantischer Dreieckshandel, usw.), und als zusätzliche Quelle von Arbeitskräften zu benutzen.
Die Existenz von äußeren Regulierungsmöglichkeiten für einen Teil seiner inneren Widersprüche bedeutet jedoch nicht, daß diese für die Entwicklung des Kapitalismus die effizientesten wären, weder noch daß dieser absolut außer Stande wäre um interne Regulierungsweisen zu entwickeln! An erster Stelle hat die Ausbreitung und die Dominanz der Lohnarbeit auf seinen eigenen Grundlagen es dem Kapitalismus ermöglicht um seinen Wachstum zu dynamisieren. Wenn auch die sehr unterschiedlichen Beziehungen zwischen dem Kapitalismus und seiner außer-kapitalistischen Sphäre ihm eine ganze Reihe von Möglichkeiten geboten haben, haben die Bedeutung dieses Milieus, und die globale Bilanz des Austausches mit ihm, sein Wachstum nicht weniger abgebremst! [28] In dem Maße wie sich die Lohnarbeit ausbreitete und die Hemmung der Akkumulation durch die außerkapitalistischen Märkte verschwand, sind die Wachstumsraten der weltweiten Produktion pro Einwohner nur angestiegen. (Siehe Kasten) Die Erschöpfung dieser für den Kapitalismus wenig leistungsfähigen Gelegenheiten der äußeren Regulierung hat den Weg frei gemacht um nach internen Regulierungen zu suchen: der keynesianisch-fordistische Staatskapitalismus sollte dafür zum prototypischen Beispiel werden.
Anhang
Wie die nachfolgende Tabelle aufzeigt, sind die Wachstumsraten der Produktion pro Einwohner im Jahresdurchschnitt schwächer bei einem Überfluß von außerkapitalistischen Märkten, und sind sie um so intensiver nach Maß der Verbreitung der Lohnarbeit. Dieses steht im Gegensatz zur umgekehrten Idee die von Rosa Luxemburg verteidigt wurde. Die Progression kommt nach dem Ersten Weltkrieg deutlich zum Stillstand. Sie leitet die internationalen Krisen der Lohndominanz ein, die in den dreißig glorreichen Jahren eine bestimmte Zeit lang einigermaßen in Schach gehalten werden konnten.
1500-1700 : 0,04
1700-1820 : 0,07
1820-1870 : 0,54
1870-1900 : 1,24
1900-1913 : 1.47
1913-1940 : 0,94
1950-1980 : 2,57
1980-2003 : 1,60
Quelle: A. Maddison: http://www.ggdc.net/maddison/
Empfehlungen zur Einführung in die marxistische Kritik der politischen Ökonomie
Die Enzyklopädie Wikipedia im Internet wäre ein erstes Hilfsmittel.
Obgleich wir mit bestimmten Analysen und Positionen nicht einverstanden sind, empfehlen wir die Lektüre folgender Werke für eine rigorose Beherrschung der marxistischen Konzepte der politischen Ökonomie:
einige Titel und Websites in Französisch
– J. Gouverneur: Les fondements de l’économie capitaliste, Contradictions, 2005. (www.i6doc.com/doc/a5economie);
– Michel Husson: Misère du capital, 1996, Syros. (www.hussonet.free.fr/mdk.pdf)
– Gérard Duménil & Dominique Lévy: Crise et sortie de crise, 2000, PUF.
– www.capitalisme-et-crises.info
ein Titel in Deutsch
– Michael Heinrich: Kritik der politischen Ökonmie. Eine Einführung, Schmetterling Verlag, März 2009. (http://www.oekonomiekritik.de)
[1] Wir zitieren: die Anarchie der Produktion, der tendenzielle Fall der Profitrate, die Disproportionalität zwischen den zwei großen Abteilungen der Wirtschaft (Produktionsgüter und Konsumtionsgüter), die Widersprüche zwischen dem ‘Leihkapital’ und dem ‘produktiven Kapital’, die Mangelhaftigkeit der zahlungsfähigen Nachfrage in Folge der Gesetze der Umverteilung der Mehrarbeit, die Trennung zwischen Kauf und Verkauf in Folge der Schatzbildung, usw.
[2] Karl Marx, ‘Theorien über den Mehrwert’ (2. Teil, S. 525); 17. Kapitel: Ricardo’s Akkumulationstheorie. Kritik derselben; Abschnitt 14: Der Widerspruch zwischen der unaufhaltsamen Entwicklung der Produktivkräfte und der Beschränktheit des Konsums als Basis der Überproduktion.
[3] Anders gesagt, um die kristallisierte Mehrarbeit in materieller Form auf dem Markt in einen Geldprofit umzuwandeln.
[4] „Wir haben beim Produktionsprozeß gesehen, daß das ganze Streben der kapitalistischen Produktion [darin besteht] möglichst viel Surplusarbeit zu akkaparieren (...)“ Aus: Karl Marx, ‘Theorien über den Mehrwert’ (Teil 2, Seite 517) 17. Kapitel (Ricardo), Abschnitt 12: Widersprüche zwischen der Produktion und Konsumtion unter den Bedingungen des Kapitalismus.
[5] “Also spart, spart, d.h. rückverwandelt möglichst großen Teil des Mehrwerts oder Mehrprodukts in Kapital! Akkumulation um der Akkumulation, Produktion um der Produktion willen, in dieser Formel sprach die klassische Ökonomie den historischen Beruf der Bourgeoisperiode aus.” Das Kapital, Band 1 (Seite 621), VII. Abschnitt: Der Akkumulationsprozeß des Kapitals, 22. Kapitel: Verwandlung von Mehrwert in Kapital, §3: Teilung des Mehrwerts in Kapital und Revenue. Die Abstinenztheorie.
[6] Das Kapital, Band 3 (Seite 499), III. Buch, 5. Abschnitt: Spaltung des Profits in Zins und Unternehmergewinn. Das zinstragende Kapital; 30. Kapitel: Geldkapital und wirkliches Kapital – I.
[7] Dies ist der Motor des Akkumulationstriebes, des Triebes „nach Vergrößerung des Kapitals und nach Produktion von Mehrwert auf erweiterter Stufenleiter. Dies ist Gesetz für die kapitalistische Produktion, gegeben durch die beständigen Revolutionen in den Produktionsmethoden selbst, die damit beständig verknüpfte Entwertung von vorhandenem Kapital, den allgemeinen Konkurrenzkampf und die Notwendigkeit, die Produktion zu verbessern und ihre Stufenleiter auszudehnen, bloß als Erhaltungsmittel und bei Strafe des Untergangs.“ Das Kapital, Band 3 (Seite 254-255), III. Abschnitt: Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate, 15. Kapitel: Entfaltung der innern Widersprüche des Gesetzes, §1. Allgemeines.
[8] Das Kapital, Band 3 (Seite 239,240), III. Abschnitt: Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate, 13. Kapitel: Das Gesetz als solches.
[9] Ibidem, Seite 239-240.
[10] Indem die Zeit die benötigt wird um eine Ware zu produzieren vermindert wird, verringert der Produktivitätssteigerung deren Wert. Diese Verringerung betrifft die Konsumgüterabteilung (was eine Abnahme des relativen Gewichts der Lohnmasse ermöglicht) wie die Produktionsgüterabteilung (was eine Erleichterung der organische Zusammensetzung des Kapitals ermöglicht). Diese beiden Faktoren fügen sich positiv zusammen um die Profitrate hoch zu stemmen.
[11] Ibidem, in der Ausgabe von La Pléiade – Économie II: 1013: Loi de la baisse tendancielle du taux de profit, chapitre IX. Définition de la loi.
[12] Das Kapital, Band 3, (S. 267); III. Abschnitt Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate, 15. Kapitel: Entfaltung der innern Widersprüche des Gesetzes, §1. Allgemeines.
[13] Das Kapital, Band 2 (S. 185); II. Abschnitt: Der Umschlag des Kapitals, 9. Kapitel: Der Gesamtumschlag des vorgeschoßnen Kapitals. Umschlagszyklen.
[14] Das Kapital, Band 3 (S. 259; 265) 15. Kapitel. Aus: II. Konflikt zwischen Ausdehnung der Produktion und Verwertung, und III. Überfluß an Kapital bei Überfluß an Bevölkerung.
[15] „Die Abwechslung von Krisen und Entwicklungsperioden, mit all ihren Zwischenstadien, bilden einen Zyklus oder einen großen Kreis der industriellen Entwicklung. Jeder Zyklus umschließt eine Periode von 8, 9, 10, 11 Jahren. Wenn wir die letzten 138 Jahre studieren, werden wir merken daß dieser Periode 16 Zyklen entsprechen. Jedem Zyklus entspricht demnach etwas weniger als 9 Jahre.“ (Trotzki, „Bericht über die Weltwirtschaftskrise und die neuen Aufgaben der kommunistischen Internationalen“, 3. Kongreß, 1921)
[16] „...aufs Neue einen Zyklus anzufangen um neuen Mehrwert zu produzieren bleibt das höchste Ziel des Kapitalisten (...) diese quasi mathematische Periodizität der Krisen bildet einen der spezifischen Züge des kapitalistischen Produktionssystems.“ (Mitchell, Bilan Nr. 10: „Krisen und Zyklen im agonisierenden Kapitalismus“, 1934)
[17] Erläuterung: Die neun Rezessionen die das kleine Dutzend Zyklen anzeigen sind in der Grafik zu identifizieren durch Strichgruppen die in die Höhe steigen: 1949, 1954, 1958, 1960, 1970-71, 1974, 1980-81, 1991, 2001.
[18] Marx, ‘Theorien über den Mehrwert’ Teil 2 (S. 517); Kapitel 17: Ricardo’s Akkumulationstheorie. Kritik derselben.
[19] Engels, Vorwort zur englischen Ausgabe des 1. Bandes des ‘Kapital’ (5. November 1886)
[20] Marx analysiert diese beiden Akte wie folgt: „Sobald das auspreßbare Quantum Mehrarbeit in Waren vergegenständlicht ist, ist der Mehrwert produziert. Aber mit dieser Produktion des Mehrwerts ist nur der erste Akt des kapitalistischen Produktionsprozesses, der unmittelbare Produktionsprozeß beendet. Das Kapital hat soundsoviel unbezahlte Arbeit eingesaugt. Mit der Entwicklung des Prozesses, der sich im Fall der Profitrate ausdrückt, schwillt die Masse des so produzierten Mehrwerts ins Ungeheure. Nun kommt der zweite Akt des Prozesses. Die gesamte Warenmasse, das Gesamtprodukt, sowohl der Teil, der das konstante und variable Kapital ersetzt, wie der den Mehrwert darstellt, muß verkauft werden. Geschieht das nicht oder nur zum Teil oder nur zu Preisen, die unter den Produktionspreisen stehen, so ist der Arbeiter zwar exploitiert, aber seine Exploitation realisiert sich nicht als solche für den Kapitalisten, kann mit gar keiner oder nur teilweiser Realisation des abgepreßten Mehrwerts, ja mit teilweisen oder ganzen Verlust seines Kapitals verbunden sein.“ Das Kapital, Band 3 (Seite 254), III . Abschnitt: Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate, 15. Kapitel: Entfaltung der innern Widersprüche des Gesetzes, §1. Allgemeines.
[21] Karl Marx, ‘Theorien über den Mehrwert’ (2. Teil, S. 530, 531); 17. Kapitel, Abschnitt 14: Der Widerspruch zwischen der unaufhaltsamen Entwicklung der Produktivkräfte und der Beschränktheit des Konsums als Basis der Überproduktion.
[22] Das Kapital, Band 3 (Seite 501), III. Buch, 5. Abschnitt: Spaltung des Profits in Zins und Unternehmergewinn. Das zinstragende Kapital; 30. Kapitel: Geldkapital und wirkliches Kapital – I. Diese Analyse von Marx hat selbstverständlich nichts mit der Theorie der Unterkonsumtion als Krisenursache zu tun – eine Theorie, die er übrigens kritisierte: „Es ist eine reine Tautologie zu sagen, daß die Krisen aus Mangel an zahlungsfähiger Konsumtion oder an zahlungsfähigen Konsumenten hervorgehn. (...) Will man aber dieser Tautologie einen Schein tiefrer Begründung dadurch geben, daß man sagt, die Arbeiterklasse erhalte ein zu geringen Teil ihres eignen Produkts, und dem Übelstand werde mithin abgeholfen, sobald sie größern Anteil davon empfängt, ihr Arbeitslohn folglich wächst, so ist nur zu bemerken, daß die Krisen jedesmal gerade vorbereitet werden durch eine Periode, worin der Arbeitslohn allgemein steigt und die Arbeiterklasse realiter größern Anteil an dem für Konsumtion bestimmten Teil des jährlichen Produkts erhält.“ Das Kapital, Band 2 (Seite 409), III. Abschnitt, 20. Kapitel: Einfache Reproduktion, IV. Der Umsatz innerhalb Abteilung II. Notwendige Lebensmittel und Luxusmittel.
[23] Das Kapital, Band 3 (Seite 268), III . Abschnitt: Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate, 15. Kapitel: Entfaltung der innern Widersprüche des Gesetzes, III. Überfluß an Kapital bei Überfluß an Bevölkerung. Marx drückt diese Idee in zahlreichen anderen Passagen aus, wovon hier ein weiteres Beispiel aus demselben Paragraphen: „Überproduktion von Kapital heißt nie etwas anderes als Überproduktion von Produktionsmitteln – Arbeits- und Lebensmitteln – , die als Kapital fungieren können, d.h. zur Ausbeutung der Arbeit zu einem gegebnen Exploitationsgrad angewandt werden können; indem das Fallen diesen Exploitationsgrads unter einen gegebnen Punkt Störungen und Stockungen des kapitalistischen Produktionsprozesses, Krisen, Zerstörung von Kapital hervorruft.“ (S. 266)
[24] Jeder der genannten drei Faktoren [a)], [b)], [c)] ist in folgendem Zitat von Marx identifiziert: „Die Bedingungen der unmittelbaren Exploitation und die ihrer Realisation sind nicht identisch. Sie fallen nicht nur nach Zeit und Ort, sondern auch begrifflich auseinander. Die einen sind nur beschränkt durch die Produktivkraft der Gesellschaft, die andern durch [c)] die Proportionalität der verschiednen Produktionszweige und durch [a)] die Konsumtionskraft der Gesellschaft. Diese letztre ist aber bestimmt weder durch die absolute Produktionskraft noch durch die absolute Konsumtionskraft; sondern durch die Konsumtionskraft auf Basis antagonistischer Distributionsverhältnisse, welche die Konsumtion der großen Masse der Gesellschaft auf ein nur innerhalb mehr oder minder enger Grenzen veränderliches Minimum reduziert. [b)] Sie ist ferner beschränkt durch den Akkumulationstrieb, den Trieb nach Vergrößerung des Kapitals und nach Produktion von Mehrwert auf erweiterter Stufenleiter.“ (Das Kapital, Band 3 (Seite 254), III. Abschnitt, 15. Kapitel, I. Allgemeines.)
[25] „Da der Markt und die Produktion unabhängige Faktoren sind, entspricht die Erweiterung des einen nicht notwendigerweise des Wachstums des anderen“ (Marx, Grundrisse), oder: „Die Bedingungen der unmittelbaren Exploitation und die ihrer Realisation sind nicht identisch. Sie fallen nicht nur nach Zeit und Ort, sondern auch begrifflich auseinander. (Das Kapital, Band 3, S. 254)
[26] Wie, zum Beispiel, die lange Phase einer fortschreitenden Steigung der Reallöhne in der zweiten Hälfte der aufsteigenden Phase des Kapitalismus (1870 – 1914); während der ‘Dreißig Glorreichen Jahre’ (1945 – 1982), oder ihre relative bzw. sogar absolute Senkung seitdem (1982 – 2009).
[27] Das Kapital, Band 3 (Seite 255), III . Abschnitt: Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate, 15. Kapitel: Entfaltung der innern Widersprüche des Gesetzes, §1. Allgemeines.
[28] Im 19. Jahrhundert, in dem die Kolonialmärkte am wichtigsten sind, haben ALLE NICHT-kolonialen kapitalistischen Länder ein deutlich schnelleres Wachstum durchgemacht als die Kolonialmächte. Der Wachstum war im Durchschnitt 71% schneller. Diese Feststellung ist übrigens für die ganze Geschichte des Kapitalismus zutreffend. Dieses läßt sich aus mehreren Gründen erklären, auf die wir im Rahmen dieses Artikels nicht näher eingehen können. Im Allgemeinen verläßt jeder Warenverkauf auf einem außerkapitalistischen Markt den Akkumulationskreislauf und neigt deshalb dazu die Akkumulation abzubremsen.