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In Griechenland erklärt die Bourgeoisie dem Proletariat den Krieg

 

Entgegen der Desinformation der Medien über was sich in Wirklichkeit in Griechenland abspielt veröffentlichen wir eine Zeugenaussage zur Demonstration der „100.000“ in Athen am 12. Februar. Diese wurde uns von einem Korrespondenten der Liste der Indignados zugeschickt. Der Tenor der heutigen Kämpfe in Griechenland muß nach seinem richtigen Maß beurteilt werden, doch zuallererst müssen sie in Betracht genommen und entwickelt werden, denn was sich heute in Griechenland ereignet kündigt an was in kürze in einer Reihe von Südeuropäischen Ländern auf der Tagesordnung stehen wird, und danach im Herzen Europas. Wir müssen den Mut der Demonstrierenden begrüßen, die mit der Passivität gebrochen haben, sich der Gewalt des Systems zur Wehr stellen und die neue Formen der Solidarität üben um der verallgemeinerten Misere die ihnen auferlegt wird die Stirn zu bieten.

C.Mcl

 

Zeugenaussage veröffentlicht von Sergio Incinillas Perroloko. Athen, den 13. Februar 2012 :

 

„Die internationalen Medien haben von der letzten Nacht in Griechenland gesprochen. Sie haben gesprochen von Feuer, Chaos, von Gewalt...

Sie reden von 100.000 Personen die sich auf dem Syntagmaplatz versammelt hätten, wo es sich in Wirklichkeit um 200.000 handelte. Sie erwähnen keinesfalls die 300.000 die nicht zum Platz gelangen konnten, weil die Polizei Straßen und U-Bahn gesperrt hatte.

Sie haben nicht erwähnt wie die Polizei um 17 Uhr den Anfang der Gewalttätigkeiten provozierte, in dem sie den ganzen Syntagmaplatz mit Tränengas besprühte, und die Demonstrierenden über das ganze Zentrum der Stadt zersprengten.

Die Medien haben von blinder Zerstörungswut geredet, bar jeder Symbolik, und haben das Gerücht verbreitet daß die Nationalbibliothek von Athen in Flammen stünde. Dieses ist falsch.

Sie haben Banken, Cafetarien und Geschäfte in Brand gesetzt, Niederlassungen von millionenschweren Industrien die Griechenland in diese Situation gebracht haben. Die Medien reden von jugendlichen Systemgegnern, doch nicht von den älteren Männern und Frauen mit ihren Atemschutzkappen, die stundenlang ihre Unterstützung gezeigt haben indem sie mit Händen und Füßen rhythmisch gegen die Umzäunung von Banken und Multi’s schlugen, die pfiffen und schrieen um den ersten Reihen, die sich den Chargen der anti-Aufstandspolizisten in Straßen voll Tränengas widersetzten, ihre Unterstützung zu zeigen. Sie applaudierten angesichts der Flammen die in der Alphabank und der Eurobank um sich griffen.

Sie behaupten daß Gewalt die griechische Situation nicht lösen werde, doch sie erwähnen nicht die Wohnviertel-übergreifende Versammlung die letzte Woche an der Universität Pantios stattfand, sie sagen nicht daß die Besetzung der Universität von Nomiki zum Ziel hatte ein Ort des Austausches und der Debatte zwischen den verschiedenen griechischen Bewegungen zu sein, sie reden nicht von den freien Kantinen und den Tauschmärkten die jede Woche in den Wohnvierteln organisiert werden.

Was die Medien nicht erwähnen werden ist daß die Demonstrierenden während der letzten massiven Enteignung in einem Supermarkt, eine Verteilung der Produkte in einem Arbeiterviertel in Saloniki organisierten. Alte Frauen erzählten daß sie die Verteilung verpaßt hatten, doch daß die Demonstrierenden zurückkommen wollten. Selbst wenn sie nicht zurück kämen, stehen sie weiterhin an ihrer Seite.

Was die Medien auch nicht erwähnen werden ist daß, als man ein Arbeiterviertel zu einer kleinen Demonstration weit vom Zentrum durchquerte, die Leute auf ihre Balkone erschienen und die Fäuste erhoben. Als die Demonstration anwuchs kamen die Leute auf die Straße um sich ihr anzuschließen. Die kleinen alten Frauen applaudierten, die alten Männer... (Unglaublich!) sie sangen Hymnen, von denen ich nichts verstand aber... Ihr könnt euch das nicht vorstellen, Ihr habt davon keine Ahnung! Das werden sie in den Medien nicht sagen, aber wir tun es.

Hier in Athen wissen sie daß sie nicht allein dastehen, daß ganz Europa den selben Weg geht. Was sie nicht wissen ist was wir für den Rest Europas tun... Ja, wir sind dabei etwas für den Rest Europas zu tun.

Man sieht nicht nur die Gegenwart Griechenlands, man sieht unsere Zukunft.“

 

Bilanz und einige Zahlen...

  200 000 Demonstrierende vor dem Parlement.
  300 000 andere gelangten nicht dahin (Straßen und U-Bahnen wurden von der Polizei blockiert)
  Einwohner von Kreta haben eine griechische Fernsehanstalt requiriert
  Das Stadtamt von Volos brannte teilweise aus.
  Das Steueramt wurde zerstört.
  Das Attikon Kino brannte aus. Es datiert von 1870. Die Gestapo benutzte es als Folterzentrum.
  Ein Waffengeschäft in der Athinas Straße wurde ausgeraubt.
  Zahlreiche Banken brannten aus, worunter die Filialen der Starbucks Bank und der Eurobank. Die Banken hatten zuvor die Geldautomaten geleert.
  125 000 Demonstrierende in Athen.
  Die Nationalbibliothek hat nicht gebrannt!
  Ein Museum der Menschheitsgeschichte brannte teilweise.
  Ein Versuch das Stadtamt von Athen zu besetzen scheiterte da die Polizei dem zuvor kam.
  In verschiedenen Städten Griechenlands wurden die Büros der Parteien die dem Austeritätsplan zugestimmt haben attackiert.
  Etwa fünfzig Gebäude brannten teilweise oder gänzlich ab.

 

(Übersetzung aus dem Französischen: 18. Februar 2012)
(Korrekturen: 21. Februar 2012)